Deny Mainente
O sole mio! In der Weinbar Pavarotti empfängt Inhaber Deny Mainente auch schon mal singend - sieht er doch auch aus wie der legendäre Opernstar.
St. Moritz: Im Februar hast du uns allen einen Schrecken eingejagt, als es hiess, du seist am Corona-Virus gestorben. Im nächsten Facebook-Post bist du dann wieder unter die Lebenden gekommen. Was ist passiert?
Deny: Ich bin mir sicher, die Nachricht über meinen Covid-19-Tod im Februar hat dazu beigetragen, mein Leben zu verlängern! Oftmals sind die Leute nur neidisch und tratschen deshalb. Mir gehts gut - wie gesagt - vielleicht sogar besser als je zuvor.
Dann zu deinen Anfängen: Woher kommst du und was ist deine Beziehung zu St. Moritz?
Ich bin 1962 in Chiavenna geboren. In den späten Siebzigern habe ich begonnen, im Badrutt`s Palace zu arbeiten, damals war ich noch ein Junge. Ich habe dort meinen grössten Mentor Mario Dacomo getroffen und wusste: Eines Tages möchte ich mein eigenes Lokal in St. Moritz eröffnen! In den Achtzigern und Neunzigern managte ich mehrere Clubs und Restaurants in Italien, bis ich 1997 zur Eröffnung des «El Paradiso» zurück kam. Seit 2005 gehört mir und meiner Familie das «Pavarotti».
Wofür steht die Bar?
Sie soll ein warmer, freundlicher Treffpunkt sein. Manchmal wird es hier laut - aber immer auf eine gute Art und Weise. Ich würde ohne zu zögern behaupten, dass unsere Bar der lebhafteste Ort im Dorf ist. Die Menschen kommen, um den Wein und das Leben zu geniessen. Und natürlich unsere italienische Musik!
Du servierst fast ausschliesslich Wein – nicht einmal Tee steht auf der Karte. Warum?
Das ist nun mal unser Konzept - nur Wein und Häppchen. Wein ist unsere Seele, hinter jeder Flasche steht eine wunderbare Geschichte. Mein Sohn und ich kennen sämtliche Produzenten persönlich. Darin besteht die Schönheit unseres Jobs: Wir vermitteln ein Gefühl, wenn wir den Korkenzieher ansetzen. Mit unseren Geschichten versetzen wir den Gast aufs Land, auf einmal ist er umgeben von Weinbergen und bereit für eine sensorische Reise. Wir bieten nur Flaschenbier und eine kleine Schnaps-Auswahl an - das überlassen wir denen, die mehr Ahnung davon haben. Man muss bescheiden bleiben.
Verlässt du St. Moritz in der Nebensaison?
Ja, ich liebe den Strand. Ich habe ein kleines Haus in Val Bregaglia - ohne TV oder Radio. Dorthin ziehe ich mich regelmässig zurück, um als Einsiedler zu leben und Holz zu hacken - meine grösste Passion. Allerdings gebe ich zu, dass ich am Ende dann doch mit meinem Sohn Weingüter besuche, um informiert zu bleiben.
Was liebst du an St. Moritz am meisten?
Eindeutig Chastè - ein magischer Ort für mich. Hier finde ich Energie und Antworten auf all meine Fragen, selbst in schweren Zeiten.
Was wünschst du dir für die Zukunft von St. Moritz?
Mehr als alles andere wünsche ich mir, dass die Nachtleben-Szene aktiver wird. Ich erinnere mich an Zeiten, als man sich gar nicht entscheiden konnte, wohin man gehen sollte, vor lauter Auswahl. Das ist leider nicht mehr so, es ist etwas schwieriger geworden.